
Meine letzte Woche war anstrengend. Man mag es kaum glauben, sieht die Vorstellung des Klischee-Arbeitslosen doch eher so aus: ausschlafen, essen, fernsehen, vielleicht ein bisschen Sport, und wieder einschlafen. Manchmal denke ich, schön wär‘s. Denn statt mich zu fragen, was ich mir als nächstes im Fernsehen anschauen möchte, war am Montag noch nicht mal klar, ob ich es Sonntag überhaupt zum „Traumschiff“ schaffen würde. Achtung Spoileralarm: ich hab‘ es geschafft! 🙂 Aber dafür blieben die Woche leider andere Dinge auf der Strecke.
Als dieses Corona anfing, da war ich hochmotiviert. Ich hatte täglich eine lange ToDo-Liste und ununterbrochen das Gefühl, produktiv sein zu müssen. Ich wollte den Weg zu mir selbst finden, mich über New Work informieren, spanisch lernen und weitere Lieder auf der Ukulele üben. Ich war motiviert, jeden Mittag für meine Eltern zu kochen, täglich Sport zu machen und mich endlich mehr mit meiner Spiegelreflexkamera zu beschäftigen. Und dann wollte ich das Ganze auch noch in meinem persönlichen „Corona-Tagebuch“ auf Instagram mit der Welt teilen.
Ein bisschen viel meint ihr? Merkte ich dann auch. Meine Tage waren überfüllt. Ich machte vieles, aber nichts richtig und nicht selten fiel mir abends im Bett ein, dass ich meine halbe Stunde bei Duolingo oder die neue Folge meines Lieblingspodcasts ganz vergessen hatte. So kam das schlechte Gewissen und raubte mir nicht nur den Schlaf, sondern auch unglaublich viel Energie. Der Drang nach Produktivität war nicht gestillt, sondern wuchs weiter, weil kaum eine meiner Handlungen einen Output hatte, der hängen blieb, von Dauer war, zu einem Mehrwert führte.
Es kam, was kommen musste: ich erstellte eine Prioritätenliste. Die Ukulele wird seitdem nur noch beim Staubwischen bewegt, für das Mittagessen ist nun wieder Mama zuständig und mittlerweile haben sich auch die Beschwerden gelegt, dass mein Corona-Tagebuch bei Instagram im Sande verlaufen ist. Kurz gesagt beschränkt sich mein Leben aktuell nur noch auf die folgenden Dinge: die Suche nach meinem Traumjob, die Arbeit auf dem Erdbeerfeld und meinen Blog. Drei Dinge, das sollte doch zu schaffen sein. Dachte ich.
Letzte Woche musste ich feststellen, dass selbst das zu viel war. Die Erdbeerernte war auf dem Höhepunkt und es kamen gleich drei Stellenanzeigen hereingeflattert, auf die ich mich bewerben wollte. Daneben musste ich mich noch auf die nächste Sitzung meines Karrierecoachings vorbereiten und dann möchte man am Wochenende ja auch einfach mal Zeit mit der Familie verbringen. Was schließlich auf der Strecke blieb, war der Blog. Durch die zu schreibenden Bewerbungen war mein Kreativitätspotential nahezu ausgeschöpft und mein Anspruch an die Texte ist zumindest so hoch, dass ich euch keinen zwischen Tür und Angel geschriebenen Beitrag zumuten wollte.
Und da war es wieder, das schlechte Gewissen. Das Gefühl, etwas nur halb zu machen. Meinem eigenen Anspruch nicht gerecht werden zu können. Und meine Ungeduld, überall sofort zum Ziel gelangen zu wollen, meldete sich. Ich musste mich bremsen, um nicht in alte Muster zu verfallen und irgendwie alles zu machen, aber dann eben nichts richtig. Und so verschob ich meinen nächsten Blog-Beitrag auf die kommende Woche. Mit einem unguten Gefühl, aber der Botschaft an mich selber, mich in Geduld zu üben.
So hat mir die letzte Woche gezeigt, dass es im Leben nur eine Priorität geben kann. Eine Sache, die man mit vollem Herzblut zum Erfolg führen kann. Alles weitere sind Nebenschauplätze. Projekte, die immer hinten anstehen müssen, wenn Unvorhergesehens passiert. Das heißt nicht, dass man sich nicht parallel mehreren Themen widmen kann. Aber man muss sich bewusst sein, dass nicht alles gleichzeitig geht. Dass man nicht überall an vorderster Front kämpfen kann. Und dass auch mal etwas warten muss. So wird der Erfolg kommen, aber eben erst, wenn die Zeit reif ist. Denn „Gut Ding will Weile haben“. Und dafür braucht man sie nun einmal, die Geduld.
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