
Ich würde sagen, dass ich grundsätzlich ein selbstbewusster Mensch bin. Klar gibt es Situationen wie ein erstes Date oder ein Bewerbungsgespräch, in denen ich aufgeregt bin. Das kann ich aber entweder ganz gut überspielen oder es legt sich ohnehin nach ein paar Minuten. Ganz anders sieht es allerdings aus, wenn es darum geht nach etwas zu fragen. Sei es, jemanden um einen Gefallen zu bitten, das nächste Gehalt zu verhandeln oder um Kulanz beim Klamotten-Umtausch – mein sonst vorhandenes Selbstbewusstsein ist auf einmal wie vom Erdboden verschluckt. Was wird mein Gegenüber über meine Forderung wohl denken? Wird er oder sie mich als unverschämt wahrnehmen? Was, wenn der andere nein sagt? Diese und weitere Fragen schwirren mir dann durch den Kopf und führen nicht selten dazu, dass ich zurückstecke und mir einrede, dass das Ganze ja auch nicht so wichtig war.
Vor ungefähr zehn Wochen stand ich wieder vor einer ähnlichen Situation. Ich versuchte mich gerade damit abzufinden, dass meine Weltreise erstmal nicht fortgesetzt werden würde und stieß bei einer Internetrecherche auf die Fördermöglichkeiten des Arbeitsamtes für ein Karriere-Coaching. Viele wissen es nicht, aber es gibt tatsächlich eine Menge Qualifizierungs- und Weiterbildungsangebote von der Agentur für Arbeit, die man in Anspruch nehmen kann. In der Regel werden die einem aber nicht von den zuständigen Sachbearbeitern auf dem Silbertablett serviert, sondern hier ist Eigeninitiative gefragt. Und so informierte ich mich über die einzelnen Möglichkeiten und mir wurde klar, dass ich das Karriere-Coaching machen wollte, um meine berufliche Umorientierung schneller voranzutreiben.
Das Ziel war also klar. Das einzige, was ich dafür tun musste, war, meine Sachbearbeiterin bei der Agentur für Arbeit zu kontaktieren und sie nach dem besagten Coaching zu fragen. Klingt erstmal einfach, für mich war es das aber nicht. Es kamen die altbekannten Zweifel. Was wird sie von meinem Vorschlag halten? Würde sie den gleichen Bedarf sehen wie ich? Empfindet sie meine Frage als unverschämt? Was wird sie von mir denken? Es kostete mich also sehr viel Mut, das Handy in die Hand zu nehmen und die Nummer zu wählen. Ich rechnete damit, eine Menge Argumente liefern zu müssen. Womit ich nicht rechnete, war eine Bewilligung. In meinem letzten Beitrag habe ich bereits erwähnt, dass mir ein Coaching dabei geholfen hat, aus der Perspektivlosigkeit zu entfliehen. Ihr vermutet es richtig, es war das Coaching von der Arbeitsagentur.
Letzte Woche hatte ich meine letzte Sitzung. Durch das Coaching wurden mir nicht nur mögliche Pfade für meine berufliche Zukunft aufgezeigt, sondern auch ein konkreter Weiterbildungs-Plan für die kommenden Wochen entwickelt. Und so dachte ich vor ein paar Tagen an den Moment zurück, als ich zögerte, die Nummer meiner Sachbearbeiterin zu wählen. Und ich war stolz auf mich selber, dass ich meine Zweifel in diesem Moment besiegen konnte. Stolz auf meinen Mut, der mir ermöglicht hatte, heute hier zu stehen.
Fragen ist also nicht nur kostenlos, in den meisten Fällen zahlt es uns sogar etwas zurück. Das größte Risiko ist ein „Nein“ und dann können wir einfach weitermachen, als hätten wir nicht gefragt. Die größte Chance hingegen ist ein „Ja“. Es öffnet uns Türen zu Wegen, die wir bis dato noch nicht kannten und ist die einzige Möglichkeit für eine Veränderung. Ich wünsche euch allen, dass auch ihr die Chancen über die Risiken stellt. Denn ich habe letzte Woche nochmal gemerkt, wie sehr es sich lohnen kann 🙂
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